Am ersten Tag mussten wir (Flo, Silvan, Häsi, Chrigel, Varin, Yannik, Mättel und ich) am Morgen mit dem Zug nach Saas-Grund fahren. Als wir dort angekommen waren, mussten einige noch Proviant einkaufen gehen. Darauf fuhren wir mit der Seilbahn bis zur Hohsaashütte, (3101 m.ü.m.) welche uns für diese Nacht auch als Unterkunft dienen sollte. In der Hohsaashütte angekommen, wurden wir von einer Bediensteten freundlich empfangen und wurden in unser Zimmer geführt. Unser Material brachten wir in den  Materialraum, bevor wir uns auf der Terrasse ausruhten.

 

Vorbereitung:

Gegen 4 Uhr Nachmittags ging Mättel mit Varin, Yannik und mir das Klettern mit Steigeisen auf einem nahegelegen Grat üben. Ich weiss zwar nicht wie es den Anderen ergangen ist, doch als ich mit den Steigeisen auf diesem Stein stand und hinter mir den 60 Meter tiefer liegenden Boden sah, kam in mir doch ein eher unruhiges Gefühl auf, welches das Vertrauen in meine Steigeisen nicht wirklich steigerte. Jedes Mal, wenn ich den einen Fuss abhob, hatte ich das Gefühl, der andere würde davon rutschen. (Dieses Gefühl wurde durch zwei Faktoren verursacht: zum einen der Abstand zwischen Fuss und dem Ort, an welchem Steigeisen und Fels zusammen trafen und zum anderen das Knirschen, welches nach Mättels Aussage ein Zeichen dafür war, dass das Steigeisen am Fels auch wirklich Halt gefunden hatte.) Doch konnte ich mich mit diesem Gefühl der Unsicherheit bis Ende der Tour nicht abfinden.

 

Lagginhorn Südgrat:

Um 4:30 Uhr morgens standen wir auf und gingen in den warmen und beleuchteten Speiseraum, in dem schon 60 andere Bergsteiger Platz genommen hatten. Zum Frühstück gab es Müesli und Brot. An unserem Tisch wurde nicht viel gesprochen, was die Anspannung nur noch mehr erhöhte. Es war mir nicht möglich, meine Scheibe Brot fertig zu essen. Weil ich wusste, dass ich etwas essen muss, ass ich ein wenig Müesli. Wir brachen frühzeitig um 5:10 Uhr von der Hütte auf. Mättel und ich gingen als erste Seilschaft vor. Uns folgten dann in jeweils zweier Seilschaften Silvan mit Flo, Yannik mit Varin und Häsi mit Chrigel.

Wir machten uns mit angenehmem Tempo auf den Weg und sahen, wie die Sonne hinter dem Lagginjoch aufging. Auch sahen wir eine weitere Gruppe, welche sich Richtung Weissmies (4017 m.ü.m.) aufmachte. Wenig später standen wir etwas oberhalb des Jochs und machten uns für den markanten Südgrat* bereit, auf welchem wir uns die nächsten 5 bis 6  Stunden in Richtung Gipfel “kämpfen“ sollten. Als ich dort unten stand. dachte ich: der Gipfel ist gar nicht mehr so weit. Im Nachhinein gesehen muss ich sagen, dass dies luftlinienmässig auch so ist, ich jedoch die Felszacken , die “im Wege standen“, einfach nicht wahrnehmen wollte. Von der aufgehenden Sonne gewärmt, begannen wir zu klettern und kamen bald zur schwierigsten Stelle, welche mit Handschuhen beinahe unpassierbar gewesen ist. Aufgrund der Höhe und Anstrengungen musste ich schon relativ schnell eine Pause einlegen und eine meiner vier Schokoladentafeln hinunter drücken, denn ich hatte bereits das Gefühl, dass mich eine Schwächewelle am Überwältigen war. Einige Zeit später, nachdem wir einen weiteren dieser Zacken überwunden hatten, mussten wir unsere Steigeisen auf einem Schneegrat anziehen. Dies war aufgrund zweier “Problemen“ erheblich erschwert: Wir mussten die Steigeisen mit den Handschuhen anziehen und wir mussten verdammt darauf achten, dass wir unsere Steigeisen nicht 600 Meter weiter unten auf dem Rückweg holen mussten. An der einzigen, wirklichen Abseilstelle mussten wir zuerst ein Stück hinunter klettern und uns dann über dem 900 Höhenmeter tiefer gelegenen Laggingletscher pendeln lassen. Eine Stunde vor dem Gipfel konnte ich nicht mehr, so dass mich Mättel 5 Meter hatte hinaufziehen müssen. Danach standen wir auf einem breiten Schneegrat, welcher wie eine Erlösung war, denn man musste für einmal nicht mehr so viel Energie in die Aufmerksamkeit stecken. Als wir dort standen, sahen wir Flo und Silvan, welche in der Nähe des Gipfelkreuzes gemütlich ihren Lunch assen. Als Mättel und ich nur noch 10 Meter unterhalb des Gipfels waren, wurde ich so vorsichtig, wie ich noch nie gewesen war. 

Auf dem Gipfel gratulierten wir uns und begaben uns auf den Abstieg.

Ich muss sagen, der Aufstieg mit all den Felszacken, welche man besteigen musste, nur um sie dann wieder hinunter klettern zu dürfen, war echt zermürbend. Doch wenn man sich überlegt, wie langweilig der Normalweg gewesen wäre, bei dem der Zustieg und Abstieg derselbe Weg ist, finde ich, hat Mättel den richtigen Entscheid getroffen.

*Der Südgrat wurde 1883 zum ersten Mal begangen und ist Kletterei im III. Schwierigkeitsgrad (–ZS). Das Lagginhorn wurde 1856 zum ersten Mal bestiegen und liegt in den Walliser Alpen.

 

Dankä Mättel für die cooli Tour☺.

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